Zukunftsfähig werden
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Zur neuen SCHLAGLICHT-Reihe "Zukunft" mit Angelika Sandtmann
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Wie offen ist unsere Zukunft? Kann man überhaupt noch von „Zukunft“ sprechen, wenn die Zeitspanne zwischen Gegenwart und Zukunft immer kürzer wird? Aus verschiedenen Richtungen kommen heute die Herausforderungen gleichzeitig und beschleunigt auf uns zu. Etwa in der Klimafrage: Vor einiger Zeit handelte es sich noch um wenige Jahre, in denen sich entscheiden werde, ob eine Klimakatastrophe vermieden werden könne. Heute erfährt man: die entscheidende Wende muss in diesem Jahr gelingen. Ganz zu schweigen von der plötzlich, ohne Vorwarnung aufgetretenen Pandemie, die uns seit zwei Jahren immer wieder mit Erscheinungsformen konfrontiert, die erst einmal nicht zu begreifen sind.
Oder hinsichtlich des Friedens in Europa haben wir uns über 70 Jahre lang in einer Art Dauer-Friedens-Gewissheit eingenebelt, von der uns selbst die Balkan-Kriege in den 1990er Jahren nicht haben abbringen können. Seit wenigen Wochen wissen wir: es war eine trügerische Ruhe und das Ausmaß des Zerstörungspotentials nimmt Dimensionen an, die vor kurzem nicht einmal für denkbar gehalten wurden. Ein schon länger bedrückendes Gefühl der Ausweglosigkeit und Überforderung ist dabei, sich in blanke Angst vor jeglicher Zukunft umzuwandeln.
Die dringliche und naheliegende Frage einer akuten Krisenbewältigung enthebt uns nicht der anderen Frage, wie es zu dieser simultanen Mehrfachbedrohung aus verschiedenen Richtungen kommen konnte. Ist vielleicht schon die Art des Denkens, der wir uns seit Jahrzehnten hingeben, unangemessen oder sogar kontraproduktiv?
Diese Frage steht im Zentrum der SCHLAGLICHT-Reihe „Zukunft“. Dazu sollen die Denkansätze von Menschen in den Blick genommen werden, die sich im Zeitgeschehen wach bewegen und dabei teilweise schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts entsprechende Beobachtungen gemacht haben. Zunächst kommt am 6.4. Günther Anders‘ Kritik an der Zukunftsblindheit des Fortschrittsglaubens zur Sprache und sein Versuch, diese zu überwinden, im Weiteren am 10.5. Harald Welzers Anliegen, ein Verhältnis zur Zukunft zu entwickeln, in dem sie wieder zu einem Versprechen wird. Am 31.5. liegt der Fokus auf Hannah Arendts besonderem Interesse an Neuanfängen und am 21.6. steht Elias Canettis Sensibilität für die Kraft der Worte im Zentrum. Können an den Abenden die beschriebenen Ansätze in Kontrast gesetzt werden zu den heute vorherrschenden Denkweisen?
Die getroffene Auswahl an Denkansätzen ist selbstverständlich nicht abschließend und wird nach der Sommerpause durch weitere ergänzt werden.
Die SCHLAGLICHT-Abende können einzeln und unabhängig voneinander besucht werden. Im Sinne eines „Schlaglichts“ wird der gewählte Themenschwerpunkt von Angelika Sandtmann fokussiert in den Kegel des Scheinwerfers gestellt. An Passagen aus Originaltexten des jeweiligen Autors, die allen Teilnehmenden als PDF-Datei zur Verfügung gestellt werden, wird dem Gedankengang genauer nachgegangen. Die Teilnahme steht allen offen, die mehr über den jeweiligen Autor und das Thema erfahren, sich in die Textlektüre vertiefen und an dem Thema mitdenken möchten. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Die Teilnahme ist zudem ortsunabhängig möglich, da die SCHLAGLICHTER online stattfinden.
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