Fragen an Wolfgang Häußler
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zum STUDIENTAG „Ein Vordenker heutiger Phänomene: A. Turing und die digitale Revolution“ am Samstag, 13. November, von 9:30 bis 12:30 Uhr (online)
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Alan Turing ist sicherlich vielen Menschen als " Pionier der modernen Informatik" bekannt, denken wir etwa an die "Turingmaschine" oder den "Turing Test“. Was können Teilnehmende durch Deine Ausführungen über seine Errungenschaften erfahren?
Auch wenn der Name Turings vielen bekannt ist, dürfte das für seine konkrete Vorgehensweise weniger gelten. Turing war ein Pionier darin, Probleme fein säuberlich in kleinste Einheiten zu untergliedern. Damit wurden Maschinen in die Lage versetzt, Aufgaben zu lösen, indem die Schritte einzeln abgearbeitet werden. Wir werden uns mit den Grundlagen dieses Denkens beschäftigen, indem wir ein einfaches Beispiel für einen solchen Algorithmus nachvollziehen. Außerdem möchte ich dieses, ich nenne es mal „algorithmisches Denken", einem anderen Denken gegenüberstellen, das nicht die kleinsten Einheiten hintereinander abarbeitet, sondern Ganzheiten und Zusammenhänge überblickt. Turing selbst hat auf Grenzen des algorithmischen Denkens hingewiesen.
Kannst Du ein Beispiel dieser beiden Denkarten beschreiben?
Diese beiden Arten zu denken finden wir z. B. häufig im Problemlösebereich. Haben wir ein genau beschriebenes Problem, können wir uns entscheiden, es in möglichst einfachen kleinen Schritten zu lösen oder davor einen überschauenden Gesichtspunkt einzunehmen versuchen, um einen anderen Weg zur Lösung zu finden. Nehmen wir als Beispiel zwei Kühe, die in einem Abstand von zehn Kilometern starten und mit durchschnittlich fünf km/h aufeinander zulaufen. In der gleichen Zeit startet eine Fliege von einer Kuh und fliegt mit durchschnittlich zehn km/h zur anderen Kuh, die dann allerdings den Abstand schon verkürzt hat. Die Fliege dreht dort um und fliegt wieder zur ersten Kuh usw. Sie durchfliegt also immer wieder die kleiner werdende Strecke zwischen den beiden sich nähernden Kühen. Die Frage lautet nun: Welche Gesamtstrecke hat die Fliege zurückgelegt, wenn sich die beiden Kühe treffen? Ein „algorithmisches Denken" würde alle von der Fliege zurückgelegten Teilstrecken errechnen und aufaddieren. Wir Menschen könnten ebenfalls so vorgehen und viele tun das auch, aber wir könnten uns auch klar machen, dass wir auf anderem Weg mit deutlich weniger Aufwand zum Ergebnis kommen können.
Kommen wir noch mal zurück auf den Algorithmus, den Du entwerfen möchtest: Müssen die Teilnehmenden mathematische Kenntnisse mitbringen?
Nein, keine besonderen Kenntnisse. Eine Kenntnis von Zahlen und den vier Grundrechenarten reicht dafür völlig aus. Viel wichtiger ist mir, dass man die Bereitschaft mitbringt, sich für eine gewisse Zeit mit Zahlen überhaupt beschäftigen zu wollen. Denn diese sind natürlich eine Grundlage dafür, zum einen verstehen zu können, welche Pionierarbeit Turing damals geleistet hat, und zum andern, was den Unterschied dieser beiden Denkarten wirklich ausmacht.
Nun haben wir kurzfristig pandemiebedingt ein anderes Format gewählt, statt präsent jetzt online und deutlich kürzer. Wird das Dein Vorhaben beeinflussen?
Es ist natürlich ein großer Unterschied, ob wir gemeinsam in einem Raum sitzen können oder nicht und ob mehr Zeit vorhanden ist, in einen gemeinsamen Denkraum zu kommen. Aber ich habe mir vorgenommen, den Schwerpunkt an diesem Tag auf die Grundlagen zu legen, so dass wir - hoffentlich im Frühjahr unter wieder anderen Bedingungen - die Themen dann vertiefen können. Es wird trotzdem die Gelegenheit geben, auch Fragen zu stellen und Dinge gemeinsam zu erarbeiten.
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